7.

 

Wenn zwei Liebende endlich zusammenfinden,
 Wird sich tief unter ihnen das Grauen entzünden.

 

Matt sah in Kates Gesicht hinunter. Sie lag in seinem Bett und schlief, doch selbst im Tiefschlaf waren ihr die Zeichen der Erschöpfung anzusehen. Sie wirkte noch zerbrechlicher als sonst, ganz so, als hätte die Abwehr der Wesenheit im Nebel sie einen großen Teil ihrer Lebenskraft gekostet. Die Vorhänge vor der gläsernen Schiebetür waren zurückgezogen, damit er einen ungehinderten Ausblick aufs Meer hatte. Er hatte den Anblick und die Geräusche der tosenden Brandung immer genossen, doch jetzt suchte er den Horizont nach Spuren des Nebels ab. Kate war ausgelaugt. Er machte sich Sorgen. Wenn die Wesenheit zurückkehrte, würde sie nicht die Kraft aufbieten können, sich dagegen zu wehren, obwohl sie stundenlang geschlafen hatte. Der Tag war vorübergegangen und die Nacht war angebrochen.

Er rieb sich mit den Händen das Gesicht, um seine eigene Erschöpfung fortzuwischen. In der vergangenen Nacht hatte er nicht geschlafen, weil er an Kates Bett gewacht hatte, und jetzt holte ihn der Schlafmangel ein. Er hatte Kate ausgezogen und sie in eines seiner Hemden gehüllt. Es war ihr viel zu groß und bedeckte jede ihrer Rundungen. Dann hatte er sie in sein Bett gepackt und sie zugedeckt und sie hatte alles geschehen lassen, ohne ihre Augen noch einmal zu öffnen. Er hatte das Gefühl, sie hatte etwas weitaus Schlimmerem als dem Nebel gegenübergestanden, aber sie war nicht in der Verfassung gewesen, mit ihm darüber zu reden. Und da sie so erschöpft war, hatte er sie auch nicht gedrängt.

Matt zog sein Hemd aus, schlüpfte aus den Schuhen und Socken und streckte sich neben ihr auf dem Bett aus. Als er vom Dienst für sein Vaterland zurückgekehrt war, hatte er sein Haus in der Hoffnung gebaut, eine Ehefrau zu finden. Aber ganz gleich, mit wie vielen Frauen er ausgegangen war – für ihn hatte es immer nur eine gegeben. Kate war von dem Moment an, als er sie das erste Mal gesehen hatte, die Frau seiner Träume gewesen. Nie würde er diesen Augenblick vergessen, als er den Truck seines Vaters gefahren hatte und seine flegelhaften Brüder die Musik laut aufgedreht und fröhlich gelacht hatten. Er hatte nach rechts geschaut, ohne sich viel dabei zu denken, und er hatte nicht geahnt, dass sich sein Leben in dem Moment für alle Zeiten verändern würde. Kate stand mit ihren sechs Schwestern im Bach. Sie hatte den Kopf zurückgeworfen und lachte. Ihre Augen hatten fröhlich gefunkelt und sie hatte seinen Blick überhaupt nicht wahrgenommen. Ein Stromstoß war glühend heiß durch seinen ganzen Körper gezuckt. »Matthew?« Ihre Stimme klang schläfrig. Sexy. Sie ließ sein Blut kochen und jedes Nervenende zu neuem Leben erwachen.

»Ich bin hier, Katie«, antwortete er und drängte seinen Körper an ihren, während er einen Arm um ihre Taille gleiten ließ.

»Ist dir Sea Haven nicht immer wie deine Heimat erschienen? Als du weit weg warst, in anderen Ländern und in Gefahr, hast du da nicht von diesem Ort geträumt?«

»Ich habe von dir geträumt. Du warst für mich mein Zuhause, Kate.« Als sie so in der Dunkelheit lagen und das Meer draußen vor seinem Schlafzimmer toste, konnte er ihr die Wahrheit gestehen. »Du hast mich den Beschuss und die Abscheulichkeiten überstehen lassen und der Gedanke an dich hat mich nach Sea Haven zurückgebracht. Meine Familie hat dich immer im Auge behalten, um mir Bericht zu erstatten.«

Kate presste ihr Gesicht an seine Schulter und schmiegte sich enger an ihn. »Ich habe gehört, du hättest Dinge getan, die mir sehr beängstigend erschienen. Ich habe eine lebhafte Phantasie und ich bin mitten in der Nacht aufgewacht und habe deutlich vor mir gesehen, wie du dich in deinem Tarnanzug und mit deinem Gewehr aus der Wüste erhebst und allseits von Feinden umstellt bist. Manchmal waren die Träume so lebensecht, dass mir tatsächlich übel davon wurde. Das habe ich nie jemandem erzählt, noch nicht einmal meinen Schwestern. Sie haben die Unterschiede zwischen uns gesehen und wussten, dass wir nicht zusammenpassen.«

»Kate.« Er sprach ihren Namen zärtlich aus. Und mit schmerzhaftem Verlangen. »Wie kannst du das sagen? Wie kannst du so etwas auch nur denken? Ich bin für dich gemacht. Ich bin dazu erschaffen, mit dir zusammen zu sein. Ich spüre es so stark. Wir beide sind genau richtig füreinander. Und du fühlst es auch. Ich weiß, dass du es fühlst.« Er hielt sie mit beiden Armen an sich gepresst. Matt schmiegte sein Gesicht an ihren zarten, warmen Hals. »Katie, du kannst einem Mann nicht einfach seinen Traum reichen, um ihn ihm dann wieder wegzunehmen. Und einem Mann wie mir schon gar nicht. Ich habe mich im Hintergrund gehalten und dir allen Freiraum auf Erden gegeben, als du zu jung für mich warst. Später, als du herangewachsen bist, warst du ständig beschäftigt und mit deinem Leben zufrieden. Du bist um die Welt gereist und hast getan, was du eben so tust. Ich habe mich dir kein einziges Mal angenähert. Ich wusste, dass du deine Freiheit brauchtest, um dich deinen Romanen zu widmen. Aber jetzt bist du wieder zu Hause und erzählst mir, dass du reif bist, dich dauerhaft hier niederzulassen. Du kannst doch nicht von mir erwarten, dass ich jetzt einen Rückzieher mache und so tue, als empfänden wir nichts füreinander. Jedes Mal, wenn du mich angesehen hast, musstest du wissen, dass wir zusammengehören. Du hättest mich niemals küssen dürfen, wenn du nicht bereit warst, es wenigstens mit mir zu versuchen und einer Beziehung zwischen uns beiden eine Chance zu geben.«

Kate schloss die Augen und spürte, wie Tränen in ihr aufstiegen. Seine Lippen bewegten sich über ihren Hals und glitten tiefer hinunter, um den Hemdkragen sanft zur Seite zu schieben. Ihr Puls schlug rasend schnell. Ihr Herz spielte verrückt. »Ich bin nicht so tapfer wie du, Matthew«, gestand sie kleinlaut. »Ich kann nicht so sein wie du. Ich bin absolut kein Tatmensch. In ein paar Monaten, wenn dir das klar wird, wirst du furchtbar enttäuscht von mir sein und dein Ehrgefühl wird dir verbieten, es mir zu sagen.«

Matt hob den Kopf und schaute auf sie hinunter. Tränen schimmerten in ihren Augen und sein Herzschlag hätte fast ausgesetzt. »Wovon zum Teufel redest du, Kate?« Er senkte den Kopf, um die Tränen aus ihren Augen zu küssen. Er schmeckte Kummer. Und Furcht. Ein schmerzliches Sehnen. »Verdammt noch mal.« Seine gemurmelten Worte entsprangen blanker Frustration und im nächsten Moment küsste er sie leidenschaftlich und fordernd. Sein Kopf wurde von einem seltsamen Rauschen erfüllt, seine Brust war zugeschnürt und sein Herz schlug mit der Kraft von Donnerschlägen. Er hatte unter feindlichem Beschuss nicht mit der Wimper gezuckt, doch die Vorstellung Kate könnte sich ihm entziehen, war ihm unerträglich.

Er ließ alles, was er empfand, in seinen Kuss einfließen. Sein ganzes Wesen. Er hielt ihr Gesicht in den Händen und presste sie an sich, während sein Mund ihre Lippen verwüstete. Glut breitete sich aus wie eine Feuersbrunst, wütete in ihm und in ihr und setzte beide in Brand, bis er glaubte, er würde in Flammen aufgehen. Sie verschmolz mit ihm, schlang ihre Arme um ihn und war fast so besitzergreifend wie er. Er hob seinen Kopf, um sie anzusehen und jeden ihrer geliebten Gesichtszüge seinem Gedächtnis einzuprägen. Sanft liebkosten seine Fingerspitzen ihr Gesicht und fuhren ihre Wangenknochen, die Form ihrer Augen und die Wölbung ihrer Augenbrauen nach. Sein Daumenballen glitt auf ihren weichen Lippen hin und her. Er liebte ihren Mund. Er liebte alles an ihr. »Kate.« Er küsste sie zart. Einmal. Zweimal. »Was hat dich auf den Gedanken gebracht, dass ich dich nicht kenne? Wir haben praktisch unser ganzes Leben lang in derselben Kleinstadt gelebt. Ich habe dich ständig beobachtet. Ich habe dir zugehört. Weißt du überhaupt, wie oft ich schon von dir geträumt habe?«

»Träume sind nicht dasselbe wie die Realität, Matt«, sagte Kate betrübt.

Ihr Blick glitt langsam über sein Gesicht und musterte es bis in alle Einzelheiten. Matt wartete mit angehaltenem Atem. Er war grob und ungehobelt und sie war elegant. Er war ein Mann, der die Menschen, die er liebte, beschützte. Und er liebte Kate Drake.

»Matthew...« Ihre Stimme klang wieder stockend. Er hörte Verlangen. Und Vorsicht.

Matt konnte sich nicht vorstellen, wieso sich Kate vor einer Beziehung mit ihm fürchten sollte, vor einem Leben mit ihm, aber der Gedanke, sie könnte sich ihm entziehen, ließ ihn den Kopf senken. Seine Zähne zogen an ihrem zarten Ohrläppchen. Seine Zunge erforschte dieses kleine Gebilde. Diese behutsame Erkundung ließ sie erschauern. Er wurde härter. Dicker. Schwerer. Und bäumte sich gegen die beengende Jeans auf, die ihn schmerzhaft einschränkte. »Katie, zieh meinen Reißverschluss auf.« Er hauchte die Worte in ihr Ohr und seine Lippen glitten auf ihren Hals hinunter. Auf ihren zarten, empfindsamen Hals.

Kate schloss die Augen, als seine Zähne erst an ihrem Kinn und dann an ihrer Kehle knabberten, seine Lippen ihr Schlüsselbein fanden und sein Kinn den Hemdkragen wieder zur Seite schob. Sie verzehrte sich vor Verlangen nach ihm und ihr Körper glühte und reagierte überempfindlich. Ihre Brüste fühlten sich geschwollen an und flehten um seine Zuwendung. Was konnte so falsch daran sein, die Hände nach etwas auszustrecken, nur dieses eine Mal, wenn es ihr derart bereitwillig angeboten wurde? Er war alles, was sie sich jemals gewünscht hatte und was doch immer außerhalb ihrer Reichweite gewesen war. Matthew Granite war ein heroischer Kämpfer und schon heute eine Legende. Er hatte Dinge getan, die sie niemals begreifen würde, Dinge, die sie niemals erleben würde. Er kam ihr vor wie einer ihrer Romanhelden, nicht ganz wirklich und zu toll, um wahr zu sein. Sie wusste, dass sie bei jedem ihrer Bücher, die sie geschrieben hatte, an ihn gedacht hatte. Sie hatte ihn als Vorbild für ihre Helden benutzt, denn in ihren Augen verkörperte er alles, was ein Mann sein sollte. Wieso sollte er sich jemals freiwillig mit einer Frau zusammentun, die das Leben nur beobachtete und darüber schrieb, sich jedoch weigerte, am Leben teilzuhaben?

Kate war sicher, dass sie schleunigst aus dem Bett springen und fortlaufen sollte, doch ihr Körper hatte seine eigenen Vorstellungen. Ihre Hand war bereits mit dem Knopf seiner Jeans beschäftigt, fand den Reißverschluss und zog ihn hinunter. Jegliche Luft entwich aus seiner Lunge, als ihre Finger sich auf die dicke Wölbung legten und liebevoll darüber glitten und ihn streichelten. »Du hast viel zu viel an, Matthew«, sagte sie auffordernd, denn sie war entschlossen, ihn sich nicht entgehen zu lassen, auch wenn es nicht für immer sein konnte.

»Du auch.« Seine Hände sanken auf die Knöpfe ihres Hemdes und öffneten sie einen nach dem anderen, bis das Hemd vorn auseinander glitt. Er stützte sich auf seine Ellbogen, um auf sie hinunterzuschauen und den Anblick in sich aufzusaugen – Kate Drake in seinem Bett. Sie ließ das Hemd von ihren Schultern gleiten und auf den Boden fallen, bevor sie sich wieder hinlegte. Sein Mund wurde trocken.

Draußen schien das unablässige Tosen des Meeres seinem Herzschlag zu entsprechen. In dem weichen Licht war ihre Haut makellos und ungemein verlockend. Ihre Brüste waren fest und rund und ihre Brustwarzen reckten sich ihm einladend entgegen. Kates langes Haar fächerte sich genauso auf den Kissen aus, wie er es sich immer ausgemalt hatte. Einen Moment lang nahm ihr Anblick ihn gefangen und hielt ihn in seinem Bann, denn er konnte einfach nicht fassen, dass sie echt war. »In der Wüste hat es mehr als eine Nacht gegeben, in der ich zur Hälfte im Sand eingegraben war, allseits vom Feind umzingelt. Da war es von größter Bedeutung, sich anzuschleichen und wieder zu verschwinden, den Auftrag blitzschnell auszuführen, ohne gesehen zu werden. Der Feind ist aufgetaucht und hat sein Lager genau über uns errichtet. Allein die Vorstellung, dass du so wie jetzt in meinem Bett liegst und auf meine Heimkehr wartest, hat mich all das überstehen lassen.«

»Ich bin sehr froh, dass du es überstanden hast, Matthew.« Sie zog an einer der Gürtelschlaufen seiner Jeans. »Und jetzt zieh dich endlich aus.«

Er brauchte keine zweite Aufforderung. »Ich habe dich schon immer geliebt, Kate. Wirklich schon immer.« Sie würde niemals wissen, wie oft er an sie gedacht hatte, in der heißen, trockenen Wüste, in den eiskalten Nächten und während der schmerzhaften Sandstürme. Wenn er auf einem Feld lag und der Feind keine drei Meter weit von ihm entfernt war. Er war um die ganze Welt gereist und hatte hochgradig riskante Geheimaufträge an Orten ausgeführt, von denen er wusste, dass kein führender amerikanischer Politiker jemals zugeben würde, Truppen dorthin gesandt zu haben. Und an jeden dieser Orte hatte Kate ihn begleitet.

Er ließ seine Hand an ihrem Bein hinuntergleiten und fühlte, wie sie unter seiner Berührung erschauerte. Ihre Lippen öffneten sich einen Spalt. Ihre meergrünen Augen beobachteten jede seiner Bewegungen. Matt kniete sich auf das Bett und zog an ihren Knöcheln, ein stummer Befehl, die Beine zu spreizen. Sie fügte sich ihm und öffnete ihre Schenkel gerade so weit, dass er zwischen ihre Beine gleiten konnte.

Matt war ein großer, kräftiger Mann. Kate fühlte sich sofort wehrlos, aber seine Hände, die an ihren Schenkeln hinaufglitten, waren sanft und nahmen ihr die Angst ebenso schnell, wie sie aufgekommen war. Sie liebte es, so von ihm angesehen zu werden, fast schon, als betete er ihre Haut und ihren Körper an, den er mit seinem glühenden Blick ebenso gründlich erkundete wie mit seinen Händen. Eine Woge von Glut strömte durch sie hindurch, ein Aufwallen der Vorfreude. Matt ließ sich Zeit und streichelte ausgiebig jeden Zentimeter Haut auf ihren schlanken Beinen. Sogar ihren Kniekehlen widmete er sich so eingehend, als sei es ihm furchtbar wichtig, sich ganz genau einzuprägen, wie sich alles anfühlte.

Seine Berührungen ließen flammende Pfeile über ihre Haut rasen und in sämtliche Nervenenden eindringen, bis sie unter seinen Händen kaum noch stillhalten konnte. Ihr Atem ging keuchend, Glut ballte sich tief in ihrem Innern und ein entsetzlicher Druck begann sich aufzubauen.

Matt konnte sich keinen Moment länger zurückhalten. Sie lag da wie eine wunderschöne Opfergabe. Er beugte sich über sie und küsste ihren entzückenden Nabel, ließ seine Zunge in der süßen, kleinen Vertiefung kreisen und setzte mit seinen Händen weiter unten seine Erkundung fort. Er fühlte ihre Reaktion auf ihn, ein warmes, feuchtes Willkommen, das sie seiner Handfläche bereitete, als er sie an sie presste. Er bahnte sich mit Küssen einen Weg an ihrem Körper hinauf bis zur Unterseite ihrer Brüste. Kate keuchte und wölbte ihm ihren Körper entgegen. Ihre Hüften bewegten sich rastlos. Sie errötete zart und ihre durchscheinende Haut nahm einen schwachen pfirsichfarbenen Schimmer an.

Er stöhnte. Sein Körper reagierte mit einem weiteren heftigen Aufwallen. Feuer raste durch seine Adern. Seine Zunge schnippte gegen ihre Brustwarze, ehe seine Lippen sich auf ihre Brust legten. Kate stieß einen leisen Schrei aus und ihre Hände krallten sich in sein Haar, um ihn noch enger an sich zu ziehen. Von ihr ging die reinste Magie aus. Ihm fiel kein anderes Wort ein, um sie zu beschreiben. Sein Körper presste sich an ihre zarte Gestalt, während er ihre Brüste mit seinen Aufmerksamkeiten überhäufte. Wie oft hatte er von ihrer Haut und von der exakten Form jeder ihrer Rundungen geträumt und auch davon, wie sie sich anfühlten, doch seine Phantasie war weit hinter der Realität zurückgeblieben. Er legte eine Hand auf ihre andere Brust, neckte die Brustwarze und fühlte Kates Reaktion. Sie reagierte sehr stark auf seine Berührungen, auf seinen Mund und auf seine Hände, die sie liebevoll streichelten. Und sie zeigte ihm, dass sie seine Berührungen liebte.

Ihr leises Stöhnen steigerte Matts Lust. Er lechzte nach den Lauten, die Kate von sich gab, und danach, wie sie auf ihn reagierte. Er war regelrecht darauf angewiesen. Großzügig ließ sie ihn ihre Empfänglichkeit für seine Berührungen spüren, während ihre Hände über ihn glitten und sich ihr Körper mit einer Gier, die sich an seiner messen konnte, unruhig unter ihm bewegte. Er ließ seine Zunge ein letztes Mal gegen ihre Brustwarze schnellen und machte sich dann über ihre Lippen her, schluckte ihr Stöhnen und raubte damit beiden den Atem.

Matt konnte gar nicht genug davon bekommen, Kate zu küssen. Er hinterließ eine Spur von Küssen auf ihrem zarten Hals und in dem Tal zwischen ihren Brüsten. Ihre Finger gruben sich in seine Hüften und drängten ihn zu einer Vereinigung, doch er ließ sich Zeit. Er bedeckte ihren Bauch mit kleinen Küssen und hielt inne, um seine Zunge wieder in ihren faszinierenden Nabel einzutauchen.

»Matthew, ganz im Ernst, ich glaube nicht, dass ich das überlebe.« Ihr Atem war abgehackt und sie stieß die Worte keuchend hervor.

»Ich habe lange gewartet, Kate. Jetzt werde ich nichts überstürzen.« Sein Kopf senkte sich noch tiefer und seine Zunge glitt unversehens über ihre feuchten, heißen Schamlippen. Er blickte schelmisch zu ihr auf. »Vielleicht habe ich ja nur diese eine Gelegenheit, meinen Wert für dich unter Beweis zu stellen. Ich denke gar nicht daran, meine Chancen zu verpatzen, indem ich das Schlachtfeld im Sturm nehme.« Er senkte den Kopf wieder und pustete zart auf ihren empfindlichen Körper. Dann packte er ihre Hüften fester, zog sie näher zu sich und begann sie zu kosten.

Kate schrie auf und wölbte ihm ihren Körper entgegen. Er hielt ihre Hüften fest an sich gepresst, während er sich an ihr labte. Ihre Glut war größer als er sie sich jemals ausgemalt hatte. Sie war ein Quell der Leidenschaft und er hatte gerade erst begonnen, diesen Quell anzuzapfen. Er spürte das erste kräftige Zucken ihrer Muskeln, die es eiliger hatten als sie, und als Reaktion darauf schwoll er noch mehr an.

»Ich glaube, jetzt bist du bereit für mich, Kate.« Er machte sich gar nicht erst die Mühe, die Genugtuung zu verbergen, die in seiner Stimme mitschwang. Für ihn war es immer noch ein Wunder, dass sie sich ihm hingab. Er spreizte ihre Schenkel etwas weiter auseinander, damit seine Hüften dazwischen passten, und presste sich so an sie, dass die Spitze seiner empfindlichen Eichel in ihren heißen Körper hineinglitt, der ihn willkommen hieß. Schlagartig stockte sein Atem. Er stieß sich tiefer in sie hinein, damit sie die Spitze in ihre Enge aufnahm, und ihre Muskeln packten mit einem sanften, erbarmungslosen Druck zu, der immense Wogen der Lust durch seinen Körper peitschte.

Kate keuchte und klammerte sich am Bettzeug fest. Matt erstarrte vor Schreck, als ihm dämmerte, was hier los war. Er unterdrückte mühsam einen Schwall von Schimpfwörtern, holte tief Atem und stieß die Luft wieder aus. »Entspann dich, Schätzchen, du kannst ganz entspannt sein. Ich schwöre es dir, wir passen blendend zusammen.«

Sie lächelte ihn an. »Ich fürchte mich nicht, du Dummkopf. Das, was ich jetzt empfinde, habe ich noch nie empfunden und es ist ganz erstaunlich. Ich will mehr, Matthew, ich will dich ganz und gar. Hör auf, so vorsichtig zu sein.« Wenn er nicht aufhörte, sich derart langsam zu bewegen, würde sie von einem Moment zum nächsten in Flammen aufgehen. Am liebsten hätte sie sich auf ihn gewälzt und sich an ihn gedrängt. Es fiel ihr schwer, sich zurückzuhalten, wenn jeder ihrer Instinkte verlangte, dass sie ihm ihren Körper entgegenwölbte, um ihn ganz in sich aufzunehmen.

»Verdammt noch mal, Kate, du hast keine Erfahrung.« Mittlerweile schwitzte er. Es war ihm unmöglich, sich zurückzuhalten. Sie wand sich unter ihm, ihre Hüften stießen fest gegen seine und er glitt langsam tiefer in ihren glühenden Kern hinein. Seine Lust steigerte sich in einem so ungestümen Tempo, dass er kurz davor stand, jede Selbstbeherrschung zu verlieren. Ausgerechnet in einem Moment, in dem er sie mehr denn je gebraucht hätte. Sie war so verflucht eng und sie packte ihn, als wollte sie ihn ausquetschen, bis kein Tropfen mehr in ihm war. Matt stieß sich tiefer in sie hinein, weil er gar keine andere Wahl mehr hatte. Entweder das oder er lief Gefahr zu sterben. So viel stand für ihn fest. Sie nahm ihn in sich auf und keuchte vor Lust. Und er hatte sich solche Sorgen gemacht.

Matt legte seine Ängste ab und gab sich dem Vergnügen voll und ganz hin, stieß sich tief in sie und neigte ihren Körper so, dass sie ihn vollständig in sich aufnehmen konnte. Er bewegte sich jetzt so, wie er wollte und wie er es brauchte - fest, schnell und tief. Vor der Glastür brandete das Meer auf die Küste, doch Matt nahm es nicht wahr. Er nahm nichts anderes als Kate und ihren Körper wahr und wie vollständig sie sich ihm hingab. Sie kam immer wieder und schrie auf, grub ihre Finger in seine Arme und wölbte sich ihm eifrig entgegen. Die Explosion setzte irgendwo in der Nähe seiner Zehen ein und setzte sich durch seinen ganzen Körper fort. Seine Stimme war heiser, ein Freudengeheul, als er sich in sie ergoss.

Restlos verausgabt und mit vollständig gestilltem Verlangen ließ er sich auf sie sinken. Seine Lunge brannte und sein Herz drohte zu zerspringen. Es war ein wunderbarer Augenblick und es erfüllte ihn mit tiefer Zufriedenheit, Kate bei sich zu haben und mit ihr hier zu liegen. Er war schon so oft in seinem Leben durch die Hölle gegangen. Aber im Paradies war er bisher noch nie gewesen. Seine Arme schlossen sich enger um sie. »Verdammt noch mal, Katie, verlang bloß nicht von mir, dass ich dich wieder hergebe.« Sein Mund lag auf ihrer Brust.

Kate fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar. Sie lag mit geschlossenen Augen da und kostete sämtliche Nachbeben aus, während seine Lippen fest an ihrer Brustwarze sogen und seine Zunge köstliche Dinge tat, die tief in ihr lodernde Funken entfachten. »Du dummer Kerl«, murmelte sie, denn seine Reaktion schien sie eindeutig zu belustigen. »Ich bin doch da, oder etwa nicht? Hast du vielleicht geglaubt, ich würde mir meine Kleidungsstücke schnappen und mich klammheimlich verdrücken?« Das Lächeln verging ihr, denn ein kleiner Teil von ihr wollte genau das tun – fortlaufen, so lange sie noch Gelegenheit dazu hatte. Ihr Selbsterhaltungstrieb war sehr ausgeprägt. Alles an Matthew gefiel ihr. Es war betörend gewesen, sich von ihm lieben zu lassen, aber es war noch nicht so weit um sie geschehen, dass sie nicht in die Zukunft vorausschauen und die Unmöglichkeit erkennen konnte, jeden Moment mit ihm im Bett zu verbringen.

Matt veränderte seine Lage, um den größten Teil seines Gewichts von ihrem kleineren Körper zu nehmen, doch seine Arme hielten sie umschlossen und er drehte sie zu sich, damit ihre verlockenden Brüste weiterhin für ihn erreichbar waren. Seine Zunge spielte mit ihrer Brustwarze. »Ich will dich für immer, Kate. Ich will mit dir alt werden und dich für alle Zeiten in meinen Armen halten. Ich will Kinder. Ich will dich schon so lange. Ich glaube nicht, dass sich daran jemals etwas ändern wird.« Ihm fiel auf, dass sich ihre Hüften unruhig bewegten, wenn er ihre Brust in den Mund nahm. Das war eine wunderbare Entdeckung, die er genauer auszukundschaften gedachte. Er streichelte ihren Bauch und ließ seine Hand zwischen ihre Schenkel gleiten, um sie auf ihre Glut zu legen. Sie zuckte heftig zusammen, doch dann stieß sie sich gegen seine Hand. Sein Daumen liebkoste sie und sein Finger stieß sich tief in sie hinein, um die eine Stelle zu finden, die ihr erneut Lust bereiten konnte.

Kate war Kate. Sie versuchte nicht, sich von ihm zu lösen oder ihm vorzumachen, sie sei für keinen weiteren Orgasmus zu haben. Sie stieß sich gegen seine Hand und keuchte vor Lust und dabei grub sie die Finger einer Hand in seine Schulter, während die andere in sein Haar griff und seinem Mund klare Anweisungen gab. So und nicht anders wollte er es jeden verfluchten Tag seines weiteren Lebens haben. Nicht nur ein einmaliges Weihnachtsgeschenk. Er wollte der Mann sein, der ihr in jeder erdenklichen Form Freude, Vergnügen und Lust bereitete.

»Heirate mich, Kate. Bleib bei mir.«

Sie hörte seine Worte durch einen dichten Schleier der Erfüllung und konnte nur benommen daliegen und das Geschenk bestaunen, das er ihr hinhielt. Die Versuchung war groß.

Matt hob den Kopf, um sie anzusehen. Seine Finger waren immer noch tief in ihr. »Kate. Es ist mein Ernst. Heirate mich. Ich werde dich glücklich machen.«

»Ich bin glücklich, Matthew«, sagte sie. »Ich führe ein ziemlich ruhiges Leben. Ich arbeite hart, ich halte meine Abgabetermine ein und ich freue mich darauf, die alte Mühle zu renovieren.«

Da er ihren Rückzug wahrnahm, drehte er sich um und legte sich so auf sie, dass sein Kopf auf ihrem Bauch lag. Nach einer Serie von Küssen sagte er: »Wir können die alte Mühle gemeinsam renovieren, Katie.«

»Das geht mir alles etwas zu schnell, Matthew.«

Seine Kate war wieder auf der Hut. Das hätte er vorhersehen müssen. Seine Lippen hinterließen eine Spur von Küssen bis zu ihrem Oberschenkel. »Wenn es dir zu schnell geht, können wir uns mehr Zeit lassen. Wir müssen ja nicht gleich heiraten und Kinder kriegen und alles, was dazu gehört, wenn dir das im Moment noch zu viel ist.« Seine Zähne knabberten zart an ihr, während sich seine Finger tief in ihr bewegten. Er scheute so schnell vor nichts zurück, um sie zu überzeugen. »Wir können uns für den Anfang auf tollen Sex beschränken. Auf unglaublichen Sex.«

Sie hörte einen Anflug von Schmerz in seiner Stimme und litt selbst darunter. »Ich bin nicht wie andere Menschen, Matthew. Das werde ich niemals sein. Du glaubst mich zu kennen, aber du kennst mich nicht. Du kannst mich gar nicht kennen. Meine Schwestern und ich haben ein Erbe angetreten, das wir nutzen müssen. Wir haben keine andere Wahl. Aber dieses Erbe hat auch seinen Preis. Sarah besitzt phänomenale sportliche Fähigkeiten und sie kann Dinge ahnen, bevor sie geschehen. Abigail kann die Wahrheit fordern. Ich kann Not leidenden Menschen Frieden bringen. Libby heilt ihre Mitmenschen. Joley besitzt unglaubliche Macht und das gilt auch für Hannah. Beide befehligen den Wind und das Meer. Und erst unsere Elle.« Kate schüttelte den Kopf. »Elles Erbe ist ungeheuerlich und von größter Bedeutung, aber es ist auch sehr erschreckend. Sie besitzt sämtliche Gaben und trägt außerdem die Verantwortung dafür, die nächste Generation zu gebären. Jede von uns besitzt Gaben, aber wenn wir zusammen sind, sind wir sehr mächtig. Wir versuchen alle, unser eigenes Leben zu führen, aber das Haus auf den Klippen behalten wir, damit wir jederzeit zusammen sein können.«

Er hob den Kopf und seine silbernen Augen verfinsterten sich zu glimmender Holzkohle. »Du glaubst, ich könnte Ehrgefühl und Verpflichtungen nicht verstehen? Für euer Leben gibt es Regeln, einen Kodex, an den ihr euch haltet, und dasselbe gilt auch für mich. Davon verstehe ich einiges. Deine Lebensweise ist dir wichtig. Wie kommst du auf den Gedanken, mir wäre sie weniger wichtig? Mich stört es nicht, dich mit deinen Schwestern zu teilen, Kate.«

Sie seufzte. »Es tut mir so leid. Ich wollte dich nicht verletzen, Matthew. Aber das, was wir tun, ist unabänderlich. Wir könnten uns selbst dann nicht dagegen auflehnen, wenn wir es wollten, und mir ist es wichtig, dass du das weißt. Und es geht nicht nur darum, dass du mich mit meinen Schwestern teilen müsstest, sondern auch mit vielen anderen Menschen.« Aber es steckte mehr als nur das dahinter. Sie war nicht wie ihre Schwestern, die das Leben mit Begeisterung annahmen. Oder wie er, der sich ebenfalls voll und ganz darauf einließ.

»Ich kann mir viele verschiedene Formen vorstellen, mit dir glücklich zu werden«, versprach er ihr und neigte seinen Kopf auf ihre Brüste, weil er nicht wollte, dass sie sein Gesicht sah. »Wir gehen es langsam an, wenn es das ist, was du brauchst, Katie. Mir soll alles recht sein, solange du mich nicht aus deinem Leben aussperrst, weil du dich fürchtest.«

Sie versuchte, nicht auf seine Worte zu reagieren. Natürlich fürchtete sie sich. Sie fürchtete sich vor allem und genau das war der Grund, aus dem sie nicht in eine Heirat mit ihm einwilligen konnte.

Er küsste ihre Rippen und ihren Nabel. Das Telefon läutete und beide erschraken. Er ließ es klingeln und küsste ihren Bauch. Das schrille Läuten des Telefons setzte sich beharrlich fort, obwohl er es zu ignorieren versuchte. Matthew seufzte tief, streckte träge einen Arm über Kates schmalen Körper und streifte dabei absichtlich ihre nackten Brüste. »Hallo.« Es war mitten in der Nacht. Er brauchte nicht höflich zu sein. Er wollte keinen einzigen Moment seiner Zeit mit Kate vergeuden. Und schon gar nicht, wenn er sie davon überzeugen musste, bei ihm zu bleiben.

»Hier spricht Elle Drake. Ich muss dringend mit Kate reden.« Das war Kates jüngste Schwester, von der es hieß, sie käme über Weihnachten nach Hause. Ihre Stimme klang sehr besorgt. Wortlos reichte Matt den Hörer an Kate weiter.

Sie setzte sich auf und zog die Zudecke über ihre Brüste. »Elle? Was ist passiert, meine Süße?«

»Da ist etwas, Kate. Etwas ist da, wo du bist. Unter dir. Es ist gefährlich und ist genau unter dir.«

»Bist du ganz sicher?« Kate beugte sich über die Bettkante, um sich den Fußboden genauer anzusehen. Matt konnte die Stimme am anderen Ende der Leitung deutlich hören und er hörte auch, wie groß die Angst war, die sich darin ausdrückte. »Beruhige dich, Elle. Mir fehlt nichts. Uns geht es beiden gut.«

»Kate, ich habe wirklich Angst um dich. Was geht hier vor? Ich konnte dich ganz deutlich sehen. Du hast Matthew Granite geküsst. Ganz in der Nähe war ein Mistelzweig, aber er war nicht direkt über deinem Kopf. Und dann ist direkt unter dir blitzschnell etwas in grellen Flammen aufgegangen. Es war wirklich beängstigend. Was ist los?«

»Ich weiß es nicht, aber wir werden es herausfinden.«

Matt war bereits aus dem Bett gesprungen, zog seine Jeans an und suchte mit den Augen den Fußboden Zentimeter für Zentimeter ab. Mondschein strömte durch die gläserne Schiebetür, hell genug, um jeden Winkel des Zimmers abzusuchen. Aufgrund seiner gründlichen Ausbildung war es für Matthew eine Selbstverständlichkeit, das Licht nicht einzuschalten und somit dem Feind seinen Standort auch nicht zu verraten. Unter anderen Umständen hätte er diesen Anruf vielleicht als Hysterie oder einen Alptraum abgetan, aber inzwischen hatte er genug mit den Drake-Schwestern zu tun gehabt und genug gesehen, um zu wissen, dass die seltsamen Dinge, von denen Jonas manchmal sprach, ernst zu nehmen waren.

»Ich rufe dich später zurück, Elle«, sagte Kate, deren Furcht sich in ihren Augen widerspiegelte. »Ich danke dir für die Warnung.« Sie legte den Hörer auf die Gabel und blickte zu Matt auf. »Sie irrt sich nie, Matthew. Hat dein Haus einen Keller? Vielleicht hat es, was auch immer es ist, einen Weg durch den Keller ins Haus gefunden.«

Er schüttelte den Kopf. »Einen Keller im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Aber ich habe den Raum unter der Veranda für Lagerräume und ein Fotolabor genutzt.« Ihre Blicke trafen sich stumm.

Kate sprang aus dem Bett und hob sein Hemd vom Boden auf, das erstbeste Kleidungsstück, das sie überziehen konnte. »Hast du Mistelzweige im Haus, Matthew?«

»Nein, aber in einigen Bäumen draußen vor der Veranda haben sich Misteln eingenistet. Ich habe sie schon ein paar Mal von der Veranda aus zwischen den Zweigen herausgestochert.«

Kate knöpfte eilig das Hemd zu und folgte ihm barfuß. Es behagte ihm nicht, sie einer möglichen Gefahr auszusetzen, aber wenn sie mitkam, konnte er sie wenigstens im Auge behalten. Er streckte seinen Arm aus und nahm sie an der Hand. In seinem Hemd, das ihr viel zu groß war, und mit ihrem von der Liebe zerzausten Haar wirkte sie besonders klein und wehrlos. Er senkte den Kopf zu einem schnellen Kuss, der sie beruhigen sollte. Wenn Kate in der Öffentlichkeit auftrat, wirkte sie immer gepflegt und elegant. Diese Kate gefiel ihm sehr gut. Aber die Kate, die jetzt an seiner Seite war, liebte er. Seine ganz private Kate, die sexy und leidenschaftlich war, mit ihrem zerwühlten Haar und der zarten Haut, die von seinen Bartstoppeln gerötet war. Nichts und niemand würde ihr ein Leid antun. Nicht in seiner Gegenwart.

Kate spürte ihr Herz ungestüm in ihrer Brust schlagen. Ihre Finger schlossen sich fester um Matts Hand. Matt öffnete die gläserne Schiebetür, die ins Freie führte. Wind strömte herein und brachte eisige Kälte und den Geruch salziger Meeresluft mit sich. Das Brausen des Ozeans war ungestüm. Bisher hatten die Mauern des Hauses das Tosen der Brandung gedämpft. Kate warf einen nervösen Blick aufs offene Meer hinaus, da sie fürchten musste, den grauen Nebel zu sehen, doch die Meeresoberfläche war klar zu erkennen.

»Kate.« In Matts Stimme drückte sich eine Warnung aus.

Kate erstarrte und senkte ihren Blick auf den Sand unter ihnen. Er was nass vom unablässigen Anrollen der Wellen, die sich auf dem Strand brachen, bei Flut näherkamen und sich bei Ebbe weiter zurückzogen. Auf dem nassen Sand waren deutliche Stiefelabdrücke zu erkennen, die aus dem Meer kamen, und daneben verliefen Schleifspuren, die darauf hinwiesen, dass ein schwerer Gegenstand über den Sand gezogen worden war. Riementang lag in verschlungenen Strängen neben dem Pfad, der zu den Stufen vor Matthews Haus führte. An mehreren Stellen waren dunkle Flecken zu erkennen, die wie Öl auf dem Sand wirkten. Kate wollte sie sich näher ansehen und trat daher auf die Veranda hinaus.

Matt zog sie zurück und stieß sie hinter sich. »Hier stimmt etwas nicht, ich kann es spüren.« Er hatte schon vor langer Zeit gelernt, sich auf seine Instinkte zu verlassen, wenn etwas nicht stimmte. »Bleib im Haus, Kate.«

»Der Nebel ist nicht mehr dort draußen«, hob sie hervor, doch sie blieb hinter ihm und hielt seine Hand fest umklammert. »Sollten wir Jonas verständigen?«

Matt seufzte. »Ich kann mir gut vorstellen, dass Elle ihn längst angerufen hat. Wenden sich nicht all deine Schwestern an ihn, wenn sich übernatürliche Vorfälle ereignen? Ich glaube nicht, dass der arme Mann auch nur eine einzige Nacht durchgeschlafen hat, seit Sarah nach Hause gekommen ist.«

»Übernatürliche Vorfälle? So habe ich das noch nie gesehen. Wir haben schon immer gewisse Gaben besessen. Wir hatten sie von Geburt an und ihr Einsatz erscheint mir so natürlich wie das Atmen. Manche Menschen bezeichnen uns als Hexen und andere denken sich schlicht und einfach, wir verstünden uns auf Magie, aber es ist etwas ganz anderes. Es ist mehr. Und zugleich weniger. Ich wünschte, ich könnte es dir erklären.« Kate blickte mit gerunzelter Stirn zu ihm auf. »Wir empfinden es als ganz natürlich.«

Matt strich ihr mit einer zärtlichen Geste das Haar aus dem Gesicht. »Du brauchst es mir nicht zu erklären. Ich bin längst davon überzeugt, Kate.« Er blieb stehen und atmete tief ein. »Hier stimmt etwas nicht. Wir werden nicht auf die Veranda hinausgehen. Komm mit mir durchs Haus.« Matt schob leise die Glastür zu und hob den Blick zum Nachthimmel, an dem träge ein paar dunkle, unheilvolle Wolken trieben.

Er schaltete mit Bedacht keine Lichter an, als er Kate durchs Haus führte. Vorher schnallte er sich noch eine lederne Messerscheide an die Wade. Kates Augen wurden groß, als er ein langes Messer hineinschob. »Glaubst du, das ist nötig?«

»Ich glaube daran, auf Nummer sicher zu gehen. Du bist bei mir, Kate. Nichts wird dich mir wegnehmen. Mit ist ganz egal, ob es ein Monster im Nebel oder etwas ist, was aus dem Meer gekrochen kommt.« Er stieß die Haustür auf und trat hinaus. Seine Augen suchten unermüdlich die Umgebung ab, ohne jemals an einem Punkt zu verweilen. »Riechst du den Brandgeruch?«

Die Brise drehte wieder, doch der beißende Geruch drang trotzdem in Kates Nase. »Ölige Lappen?«

Matt lief eilig über die Trittsteine, die zur Rückseite des Hauses führten. Auf drei Seiten hatte er einen guten Meerblick, aber das Schlafzimmer ging nach hinten. Die dunklen Flecken führten vom Strand zur Treppe und von dort aus direkt zu dem kleinen Fotolabor. Die Tür war zu und wirkte abgeschlossen, doch überall auf der ganzen Tür waren Ölflecken zu sehen, dieselben öligen Schmierflecken, die sie auf dem Strand gesehen hatten.

Kates Herz begann heftig zu pochen. Sie fühlte die immense Gefahr, die ihr drohte. Als sie aufblickte, konnte sie die Zweige des Baumes sehen, dessen Krone sich über der Veranda ausbreitete und über das Schlafzimmer reichte, in dem sie und Matt sich geküsst hatten. Zwischen den Zweigen hatten sich Misteln eingenistet und das untere Ende des Baumstamms war mit der öligen Substanz überzogen. »Matthew, lass uns auf Jonas warten.«

»Ich habe dort drinnen Chemikalien, die man braucht, um Filme zu entwickeln, Kate. Ich denke gar nicht daran, mein Haus an dieses Ding zu verlieren.« Er schob sie von sich. »Du bleibst hier. Das ist mein Ernst, Kate. Für den Fall, dass ich schleunigst verschwinden muss, brauche ich freie Bahn. Du kannst mir helfen, indem du den Wasserschlauch hierher ziehst, aber komm bloß nicht zu nah ans Haus.«

Matt tastete behutsam die Tür ab. Sie fühlte sich nicht heiß an. Er öffnete sie vorsichtig. Der Gestank war überwältigend.  Es roch nach Meer, toten Fischen und schmierigem Öl. Schwarzer Rauch sickerte aus einem aufgetürmten Haufen Fotopapier und Lappen und Glasscherben, auf denen eine Mischung von Chemikalien verteilt worden war, von der er wusste, dass sie hochexplosiv war. Er zog einige Blätter Fotopapier von dem Haufen, weil er versuchen wollte, das Unvermeidliche aufzuhalten. Winzige Flammen züngelten bereits an den Seiten des Haufens hinauf. Weißes Licht erstrahlte plötzlich und es gab einen lauten Knall.

Kate drückte ihm den Schlauch in die Hände. Der Wasserhahn war vollständig aufgedreht. Er richtete den Strahl auf die gefräßigen Flammen. »Verschwinde von hier, Kate«, befahl er.

Kate unterdrückte einen Aufschrei, als Jonas wie aus dem Nichts auftauchte und sie zurückriss, fort von der Veranda. »Ruf die Feuerwache an«, fauchte er. »Benutze das Funkgerät in meinem Wagen und geh unter keinen Umständen ins Haus.« Er deutete auf die Auffahrt, wo er seinen Wagen abgestellt und die Tür auf der Fahrerseite offen gelassen hatte. »Ich habe eine Jacke im Wagen liegen, zieh sie über. Viel hast du ja nicht gerade an.«

Kate hörte das Heulen einer Sirene und sah, wie der Wagen des Deputy die Auffahrt hinaufgerast kam. Sie rannte Jackson entgegen. »Jonas sagt, die Feuerwehr muss verständigt werden«, keuchte sie, sowie er aus seinem Wagen sprang.

Er gab die Nachricht über sein Funkgerät durch und deutete stumm auf seinen Wagen, als genügte das, damit sie blieb. Dann schloss er sich eilig Jonas und Matt an. Kate hüllte sich in die Jacke und sackte vor Erleichterung beinah in sich zusammen. Wenn die drei Männer zusammen waren, ging etwas ungemein Beruhigendes von ihnen aus. Sie verströmten grenzenlose Zuversicht und arbeiteten als Team fast so, als wüsste jeder von ihnen, was die beiden anderen dachten.  Sie hatten das Feuer schon vor dem Eintreffen der Löschfahrzeuge der Feuerwehr gelöscht. Mehr Zeit war erforderlich, um das Chaos im Fotolabor nach Indizien zu durchsuchen. Kate war froh, als sie wieder ins Haus gehen konnte. Dort war es warm und sie rollte sich auf einem Sessel zusammen, um Matts Rückkehr zu erwarten.

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